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Swingen in der Vergangenheit, Gegenwart & Zukunft

Viele konservative Menschen haben ein ganz klares Bild im Kopf. Mann und Frau leben in einer monogamen Beziehung. Sie haben vor der Ehe keinen Sex und kämen nie auf die Idee, auch mal mit anderen Partnern Spaß zu haben. Die außereheliche Affäre wird also komplett verheimlicht. Nach dieser Vorstellung ist das Swingen eine neumodische Erfindung, die recht bald wieder in der Versenkung verschwinden wird. Doch weit gefehlt: Wahrscheinlich ging es bereits in steinzeitlichen Höhlen äußerst wild, lustvoll und so gar nicht monogam zu. Gesichert ist, dass es schon in der Antike aktive Swinger gab und auch die Zukunft kein prüdes Zeitalter sein wird.

Bei den alten Römern: Genuss mit all seinen Facetten!

Die Römer waren nicht nur ein äußerst fortschrittliches und erfolgreiches Volk, sondern auch echte Genießer. Wer hat nicht das Bild von gut gekleideten Menschen vor Augen, wie sie vom bequemen Lager aus zu kulinarischen Leckereien greifen? Viele Bauwerke aus jener Zeit zeugen zudem von allerlei Komfort, von der Fußbodenheizung bis hin zum privaten Swimmingpool. Wer allerdings geglaubt hat, dass Erotik und Sexualität in dieser genussfreudigen Gesellschaft keine besondere Rolle gespielt haben, ist komplett auf dem Holzweg.
Vielerorts wurden Orgien gefeiert und im antiken Baiae am Golf von Neapel soll es ganz besonders ungezügelt zugegangen sein. Hierhin zog es die reiche Oberschicht um, wie wir heute sagen würden, so richtig die Sau herauszulassen. Swingen und sexuelle Ausschweifungen gehörten hier also dazu – und auch homosexuelle Kontakte waren an der Tagesordnung.

Vom Spätmittelalter über die Renaissance bis zur Moderne

Auch in diesen Zeiten waren es vor allem Adlige und Vertreter der Oberschicht, die sich als Swinger hervortaten. Zwar kann man davon ausgehen, dass auch die unteren Schichten der Bevölkerung nicht rein monogam lebten, tatsächlich überliefert ist davon allerdings nur wenig. Wirklich verbrieft sind tatsächlich nur die Exzesse einiger meist berühmter und manchmal berüchtigter Persönlichkeiten.

Oft handelte es sich dabei um Vertreter des französischen Adels wie etwa Ludwig XV., der mit seinen Geliebten immerhin 15 uneheliche Kinder zeugte. Heinrich IV. hatte angeblich 20 Mätressen, Ludwig XIV. immerhin noch 13. Zudem wird in vielen Quellen berichtet, dass sich so manche Vertreterin des Hochadels persönlich um Bettgefährtinnen für den eigenen Gatten bemühte. Oft wohl auch, um selbst freie Bahn für eigene amouröse Abenteuer zu haben.

Später verlagerte sich das bunte Treiben auch auf den sogenannten Geldadel. Bankiers und reiche Kaufleute entdeckten zunehmend den Spaß am Swingen, auch wenn sie wohl manches Mal auf monetärem Wege überzeugen mussten. Allerdings ist mit ausreichendem Kapital vieles möglich, was ansonsten unmöglich erscheint. Daher konnte in diesen Kreisen selbst in den finsteren Jahren des Nationalsozialismus fröhlich weitergeswingt werden. Was in diesem Fall ganz und gar nichts mit der amerikanischen Musik zu tun hat.

Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute

Während die frühen Jahre der Bundesrepublik Deutschland noch von einer – aus heutiger Sicht- deutlichen Verklemmtheit geprägt waren, begann spätestens mit den 68ern auch der sexuelle Aufbruch. Jahre zuvor war selbst der Einkauf von Toilettenpapier noch ein peinliches Unterfangen, während plötzlich die freie Liebe propagiert wurde.

So manche Hippiekommune war geprägt durch sexuelle Freizügigkeit und Partnertausch und im Fernsehen konnte plötzlich nackte Haut gezeigt werden. Es war wie ein frischer Wind, der durch die Schlafzimmer wehte und dabei die Erotik aufweckte. Endlich hatten die Menschen den Mut, ihre Gelüste auszuleben und den Sex nicht nur als Notwendigkeit zur Fortpflanzung zu begreifen.
Zwar hat sich im Verlauf der Jahre manches davon wieder etwas abgeschliffen – aber wohl hauptsächlich deshalb, weil nun jeder eine eigene Meinung zur Erotik haben darf. Ob man sich für das Swingen entscheidet oder eine rein monogame Partnerschaft bevorzugt, bleibt jedem selbst überlassen.

Allerdings hat das Thema „Safer Sex“ seit dem Bekanntwerden der ersten AIDS-Fälle in den 1980er Jahren einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Daher ist die Benutzung von Kondomen für Swinger inzwischen eine Selbstverständlichkeit.
Zahlreiche Swingerclubs und -Partys belegen aber eindrucksvoll, dass es hierzulande auch weiterhin viele Menschen gibt, die Freude am Partnertausch haben und gerne fremde Haut spüren. Viele dieser Clubs bieten zudem eine tolle Wellnesslandschaft oder die perfekte Partyatmosphäre an. Andere haben sich auf besondere erotische Spielarten spezialisiert. Abgestimmt wird freilich mit den Füßen: Die besten Swingerclubs sind stets gut besucht und dienen den anderen Locations als Vorbilder.

Swingen in der Zukunft

Swingen ist ein menschliches Bedürfnis. Zwar wird auch in Zukunft nicht jeder Mensch ein Swinger sein. Die rein monogame Lebensweise behält auch weiterhin ihre Berechtigung. Doch das Ausleben sexueller Gelüste wird vielleicht noch einfacher möglich sein als heute. Denn während der persönliche Umgang mit der Erotik aktuell oft noch ein Tabuthema ist, könnte der Umgang damit in Zukunft wieder ungezwungener werden. Das ermöglicht dann auch die Einrichtung ganz unterschiedlicher Swingerclubs.
So werden nicht nur die verschiedensten erotischen Fantasien Berücksichtigung finden, sondern auch körperliche Beeinträchtigungen oder Behinderungen. Auch das Alter der Swinger spielt zunehmend eine zentrale Rolle. Während es aktuell kaum Angebote für reifere Swinger gibt, wird diese Gruppe in Zukunft immer interessanter, denn die Menschen werden immer älter. „60 ist die neue 40“ – diese Aussage trifft auch auf Swinger zu!

Zudem ist zu erwarten, dass die Lebensweise der Menschen immer vielfältiger wird. Ob klassische Familie, hetero-, bi- oder homosexuelles Paar, ob Single oder Oberhaupt einer Patchworkfamilie, die Zahl der möglichen Schubladen vergrößert sich rapide. Da liegt es auf der Hand, dass sich auch das individuelle Sexualverhalten entsprechend ändern wird. Im Zuge dieser Veränderung wird auch das Swingen zu einer Normalität werden, die niemandem mehr peinlich ist.

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